Dienstag, 23. April 2013

Vom Vermissen

Heute vor zwei Jahren bist du gestorben. Ich denke immer noch täglich an dich und es tut auch immer noch weh.
Nicht mehr so wie am Anfang aber es gibt einfach spezielle Momente, in denen ich an dich denke. Wenn ich Honig in meinen Tee löffel zum Beispiel. Denn das habe ich von dir übernommen und du warst immer davon überzeugt, dass du wegen dem guten Honig so selten krank warst. Genau so denke ich an dich, wenn ich wieder mal eines der vielen Bücher lese, die du mir vererbt hast. Ich überlege, was du wohl an der und der Stelle gedacht hast und ob du hier auch so schmunzeln musstest wie ich jetzt. Ich denke an dich wenn ich häkel, denn auch das hast du mir beigebracht und es ist seit Jahren eine meiner Lieblingsbeschäftigungen mit denen ich mir und anderen eine Freude bereiten kann. Ich denke an dich, wenn ich mich unter die selbstgehäkelte Decke kuschel, die du mir ebenfalls vermacht hast, als du schon im Hospiz gelegen hast. Weil du wusstest, dass ich diese Decke schon als Kind über alles geliebt habe. Ich denke an dich, wenn ich mit dem Bus am Hospiz vorbeifahre und an die Besuche dort, die wegen der Atmosphäre und deiner Art mit dem nahenden Tod umzugehen immer richtig toll waren. Wir haben über so viel geredet damals und obwohl du diejenige warst, die wusste, dass sie bald sterben wird, hast du mir Kraft gegeben. Ich denke an dich, wenn Biathlon im Fernsehen läuft, weil du das immer so gern geschaut hast und wenn ich Kaffeelikör trinke, weil du den so gern mochtest. Ich denke natürlich an dich, wenn ich Blumen kaufe und zum Friedhof gehe. Wenn ich meinen Vater sehe, denn schließlich waren es du und Opa, die so einen tollen Menschen hervorgebracht und erzogen haben. Ich denke an dich, wenn ich den Namen Judith höre…denn den Namen fandest du damals gut für mich und wenn ich ehrlich bin, bin ich froh, dass du dich nicht durchgesetzt hast ;). Ich denke bei jeder Familienfeier an dich, weil du fehlst. Ich denke an meinem Geburtstag an dich, weil du einen Tag vorher gestorben bist. Ich denke an dich, wenn ich auf meine Armbanduhr schaue, denn du hast sie mir geschenkt. Selbst wenn ich Musik höre, denke ich an dich, denn die Anlage war ebenfalls ein Geschenk. Und jedes Jahr um die Weihnachtszeit, wenn ich nach deinem Rezept Tonka-Plätzchen backe, denke ich an dich. Denn seit ich denken kann gab es an Weihnachten diese Kekse bei dir und die ganze Familie liebt sie immer noch! Du merkst, wir haben nichts vergessen!

Und manchmal, wenn ich alleine bin, kommt es mir so vor, als seist du grade erst gegangen und dann tut es wieder so weh, dass wir nie wieder zusammensitzen werden und uns über schöne Häkelmuster und harte Thriller unterhalten können. Und dann kommen Tränen.

Aber weißt du was? Meistens denke ich mit einem Lächeln an die gemeinsame Zeit und bin dankbar, dass ich so jemanden wie dich in meinem Leben hatte.

Danke.
Für alles.
Ich liebe dich.


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